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Professor Johannes Weth hält Antrittsvorlesung in FIT Hermannsburg


Professor Johannes Weth (links), hier neben Rektor Professor Andreas Kunz-Lübcke, hielt in Hermannsburg seine Antrittsvorlesung (Foto: Katharina Kleine Vennekate).

HERMANNSBURG. "Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2 Kor 13,14). Überlegungen zu einer Phänomenologie und einer Kriteriologie des Heiligen Geistes – oder auch: Wie man interkulturelle Theologie und Praxis neu verstehen könnte“ - so lautete der wahrlich anspruchsvolle Titel der Antrittsvorlesung, die Professor Johannes Weth an der Fachhoch-schule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg (FIT) gehalten hat. Der seit Oktober 2022 an der FIT lehrende Theologe hat seine Antrittsvorlesung jedoch zunächst dazu genutzt, persönliche interkulturelle Erfahrungen zu teilen und zu erläutern, wie sich Kunst einerseits und Theologie andererseits wechselseitig bereichern können. Und der examinierte sowie ordinierte Theologe muss es wissen, hat er doch parallel zu seinem Theologiestudium an der Kunstakademie Düsseldorf ein Studium der bildenden Kunst und Malerei absolviert.


Zu Beginn seiner Vorlesung ging Weth also folgender Frage nach: „Wie gelingt eigentlich interkulturelle Kommunikation?“. Seine Erfahrungen vom Himmelsfels, wo er gemeinsam mit anderen eine interkulturell-ökumenische Lern- und Lebensgemeinschaft geschaffen hat, haben ihn und seine Mitstreiter erkennen lassen, dass man Missverständnisse nicht als Katastrophe der Kommunikation verstehen, sondern zulassen und als Ausgangsunkt oder gar Chance für ein neues, besseres Verständnis begreifen sollte. Die Reduzierung auf bereits bekannte Linien und Muster führe dazu, dass wir „eine Welt der Zwischenräume, der wechselseitigen Perspektivierungen, den Gewinn neuer Dimensionen, die nur durch den anderen in das eigene Wissen und Leben kommt, verpassen“, so Weth. Dagegen könne jede Reibung, jedes Missverständnis und auch jede Distanz zur Einladung werden, ganz neue Linien, Schnittpunkte und Perspektiven zu entdecken und die eigene Wahrnehmung zu erweitern.


Linien und Perspektivwechsel – sie spielen nicht nur in Begegnungen, sondern auch in der Kunst und in der Theologie eine Rolle, und so schilderte Weth, wie Theologie und Kunst sich in seinem Leben verbunden haben: „Die beiden Welten bleiben keine getrennten Linien, sondern verbinden sich in mir zu einem Feld wechselseiger Perspektivierungen. In der Kunst entfaltet sich meine Theologie, und in der Theologie gewann meine Kunst ihre großen Motive und ihr Gegenüber in Gott.“


Aber was kann die Theologie von der Kunst lernen? An mehreren - teils verblüffenden - Bildern zeigte Weth, wie die Malerei von Perspektivwechseln lebt: „Gute Malerei sucht und inspiriert den ständigen Perspekivwechsel, das wechselnde Scharfstellen der Motive, Farben und Formen.“ Perspekivwechsel sind in der Malerei – findet Weth - gerade kein problematischer Verlust von Eindeutigkeit, sondern die notwendige Überwindung von Einseitigkeit und Eintönigkeit. Für die interkulturelle Theologie leitet er hieraus folgendes ab: Wie ein Bild sei auch die Interkulturelle Theologie notwendigerweise mehrdeutig und vielfältig. „Und das ist nicht ihr Problem, sondern kann als ihr großes Potenzial verstanden werden. … Interkulturelle Theologie braucht einen Paradigmen-wechsel vom Einlinien-Denken zum multiperspektivischen und multifokussierten Denken. Sie betrachtet Gott und die Wirklichkeit unserer Welt von einer Vielzahl stabiler Wissens- und Wahrnehmungs-grundlagen aus und fördert zwischen ihnen den Dialog.“ Theologie und das Evangelium stellen laut Weth eine mannigfaltige, vielstimmige Wirklichkeit dar, die auf solche multistabile Wahrnehmung angewiesen sind. „In einer pluralistischen Welt ist interkulturelle Theologie die normale Form der Theologie“, findet Weth.


Und was ist nun mit dem Heiligen Geist? Anhand verschiedener Aspekte – so etwa Begrifflichkeiten in der Bibel, Kontroversen in den Kirchen über die Erfahrungen mit dem Heiligen Geist aufgrund unterschiedlicher konfessionelle Perspektiven – und mit Blick auf die Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) zeigte Weth auf, dass auch der Heilige Geist

verschiedenen, wechselnden Wahrnehmungen unterliegt, also nur in vieldeutigen, viel-schichtigen und eben auch scheinbar kontroversen Bildern beschrieben werden kann. „Die Interkulturelle Theologie versucht, diese kontroversen Betrachtungen in eine Wechselbeziehung zu bringen; sie sucht nicht die Harmonie der Anschauungen, sondern den lebendigen Prozess der Interdependenz und Interaktion“, erläutert Weth. Und so eröffnet sich auch auf diesem akademischen Feld die Chance, ganz neue Linien, Schnittpunkte und Perspektiven zu entdecken.


Weth hat seine Antrittsvorlesung mit anspruchsvollen Inhalten gefüllt, hat es aber zugleich verstanden, diese packend, anschaulich und mit praktischen Bezügen zu vermitteln. Die 55 Zuhörerinnen und Zuhörer waren von dem inspirierenden Vortrag begeistert, und die Studierenden der FIT dürfen sich über diesen hochengagierten Lehrer glücklich schätzen. Das von Rektor Professor Andreas Kunz-Lübcke nach der Antrittsvorlesung als Dank überreichte Präsent hat Professor Weth sich redlich verdient.


Text: Fachhochschule für interkulturelle Theologie

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