HAMBÜHREN. Jugendlichen den Raum zu geben, sich zu entwickeln und auszuleben, war während der Corona-Pandemie kaum möglich gewesen. Viele Jugendliche der Gemeinde Hambühren seien "sehr kreativ gewesen", sich selber Räume zu schaffen und diese zu nutzen. "Das Problem: Der Jugendschutz und die Sicherstellung der körperlichen Unversehrtheit", so Jugendpflegerin Vanessa Münstermann.
"In Hambühren II und Oldau kam es vermehrt zu Vandalismus und Sachbeschädigung. Einige Jugendliche erschlossen sich Gebiete, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind und richteten sich dort eigene Rückzugsorte ein. Wir können das verstehen und sind beeindruckt von dem Einfallsreichtum unserer Jugend"; so Münstermann weiter. Die Jugendpflege habe einige dieser Orte aufgesucht und unter die Lupe genommen. "Die Problematiken, die wir erkennen konnten: Die Geländewahl der Jugendlichen ist gefährlich. Z.B. wurde ein Container aufgebrochen und zu einem kleinen Wohnzimmer umfunktioniert. Der Container ist höchst instabil. Rund um den Container liegt Bauschutt, Müll, Scherben, ein offener Gullyschacht und Waschbetonplatten, die nicht befestigt über Kopfhöhe liegen. Und das ist nur ein kleiner Einblick. Das Gelände ist nicht gesichert und somit kann die körperliche Unversehrtheit der Jugendlichen nicht sichergestellt werden", gibt die Jugendpflegerin zu bedenken.
"Kinder lassen sich von den Älteren gerne zu 'Blödsinn' verleiten"
Ein anderes Problem sieht sie im Altersgefälle. Besonders am Wochenende würden diese „verbotenen Orte“ zahlreich aufgesucht. "Am vergangenen Wochenende wurden dort 30-40 Jugendliche von der Jugendpflege aufgefunden. Wir sprechen von Jugendlichen im Alter von 10-18 und jungen Erwachsenen im Alter bis ca. 24. Besonders die Kinder lassen sich von den Älteren gerne zu 'Blödsinn' verleiten. Außerdem fanden wir deutliche Hinweise auf Alkohol- und Drogenmissbrauch. Auch sexuelle Erfahrungen werden dort gemacht", weiß Münstermann.
Allein vom entwicklungspsychologischen Standpunkt aus gehe es nicht, dass Zehnjährige gemeinsam mit 17-Jährigen Erfahrungen sammeln. Auch mit 14 müsse man keinen Anschluss bei 21-Jährigen suchen. Das liege aus Sicht der Jugendpflegerin daran, dass die Lebenswelten in diesen Altersklassen sich ganz klar unterscheiden und unterschiedliche Entwicklungsaufgaben bewältigt werden müssen.
"Wir bitten Sie deshalb, ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Kinder zu haben, freundlich und aufgeschlossen zu erfragen, wie und wo sie ihre Freizeit verbringen, aber auch die Augen offen zu halten und ggf. die Polizei zu verständigen, wenn Ihnen etwas Verdächtiges auffällt", lautet ihr Appell.
Die Jugendpflege sei intensiv damit beschäftigt, alternative Räume und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, die unter sozialer Aufsicht stünden. "Wir haben die Problematik beim Runden Tisch (eine Initiative für Netzwerkarbeit zum Thema Jugend) offengelegt und werden bei unseren Vorhaben von ortsansässigen Vereinen und Verbänden unterstützt", so Münstermann abschließend.
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