
CELLE. Wer den Hintergrund für die Rede der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Johanna Thomsen, im gestrigen Stadtrat nicht kannte, hätte den Eindruck gewinnen können, es sei etwas Dramatisches, unser aller Demokratie Gefährdendes passiert, so moralisch aufgeladen und weit ausholend, formulierte sie ihre Worte.
Dabei handelte es sich doch lediglich um die Wahl eines dritten Stellvertreters von Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge in der konstituierenden Sitzung des Rates am 4. November. Im zweiten Wahlgang hatte Klaus Didschies (CDU) ohne Gegenkandidaten mehr Nein- als Ja-Stimmen erhalten und wurde dennoch zum Bürgermeister ernannt. Das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz lässt einen solchen Vorgang im Interesse der Funktionsfähigkeit der Verwaltung zu. „Es ist hinzunehmen“, teilte das niedersächsische Innenministerium, das um Prüfung gebeten worden war, mit.
Doch die Grüne Fünfer-Gruppe wollte sich damit nicht zufriedengeben. Sie hielt an ihrem Antrag auf Abwahl von Didschies fest. Und so musste der Fraktionsvorsitzende der CDU, Alexander Wille, das tun, was er eigentlich gar nicht wollte, wie er eingangs feststellte, nämlich seinerseits eine Rede zum Thema halten. „Sie interessiert das nicht“, sagte er mit Blick auf das Ergebnis der Prüfung. „Sie schwingen sich auf ein moralisches Ross, erwecken den Eindruck, das Amt eines stellvertretenden Bürgermeisters würde beschädigt“, führte Wille aus und stellte seine Sicht dagegen: „Nein, dem ist nicht so. Vielmehr beschädigen Sie mit Ihrem Antrag einen Menschen, einen Ratskollegen in aller Öffentlichkeit. Klaus Didschies hat nichts falsch gemacht. Alles lief voll und ganz rechtskonform.“
Die Mehrheit des Rates sah das ebenso und lehnte den Antrag ab. Zuvor war bereits das Ansinnen, in geheimer Wahl abzustimmen, gescheitert. Somit steht nun fest: Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge hat drei Stellvertreter: Iris Fiß (Unabhängige), Alexander Wille und Klaus Didschies.
