CELLE. Es war stets der Celle-Bezug, den die Ernst-Schulze-Gesellschaft als Kriterium anlegte bei der Auswahl, wer am Dichterrosentag geehrt werden sollte. So haben sie es auch dieses Jahr wieder gehalten, und dennoch den Rahmen ein wenig gesprengt.
Dr. Elke Haas verwies auf all die vielen Namen, die auf der Literatensäule im Landkreispark gelistet sind, im Original zu lesen im Dichterraum des Kanzlei-Cafés: Von Arno Schmidt über Jörn Ebeling, Marlis Straub, Oskar Ansull, Fritz Graßhoff bis zu Ernst Schulze, Ludwig Hölty und vielen anderen sind all jene verewigt, die literarisch tätig sind und waren und in irgendeiner Form eine Verbindung zu Celle aufweisen.
„Ich möchte allen danken“, sagte das Vorstandsmitglied der Ernst-Schulze-Gesellschaft zu den zahlreichen Gästen, die sich in diesem Jahr zum Dichterrosentag, der traditionell am ersten Samstag im Juni begangen wird, eingefunden hatten. Um diesen Dank zum Ausdruck zu bringen hatte sie nach Zeilen gesucht, die die Literatur in ihrer Gesamtheit würdigen und den Antrieb, denen Schriftsteller folgen, in sich tragen. Für diesen Zweck verließ Elke Haas die Grenzen der Stadt und zog Georg Büchner (1813-1837) und Franz Grillparzer (1791-1872) heran. Weder der eine noch der andere haben etwas mit Celle zu tun. Letzterer wird auch der österreichische Nationaldichter genannt. Von ihm stammt der Satz: „Die Poesie ist die Aufhebung der Beschränkungen des Lebens.“ Auch Georg Büchner machte sich Gedanken über die Profession des Schreibens und kam zu folgender Erkenntnis, die Elke Haas vortrug: „Der Dichter ist kein Lehrer der Moral/ er erfindet und schafft Gestalten/ er macht vergangene Zeiten wieder aufleben/ und die Leute mögen dann daraus lernen/ so gut/ wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen/ was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht.“
Der Dank galt auch dem Mann, der in diesem Jahr im Mittelpunkt der Ernst-Schulze-Gesellschaft steht: Ludwig Hölty feiert seinen 275. Geburtstag, mittlerweile teilt er sich die Literatensäule im Landkreispark mit Ernst Schulze. An dessen Denkmal im Französischen Garten begann die Ehrung der schreibenden Zunft, den Abschluss fand sie im Kanzlei-Café mit Liedern nach Hölty-Gedichten, gesungen von Kerstin Weise (Sopran), begleitet von Ekkehard Popp am E-Piano.
In Celle wird die Tradition des Dichterrosentages erst seit drei Jahren gepflegt. Es war die Ernst-Schulze-Gesellschaft, die sie lokal zum Leben erweckte. Die hohe Zahl der Interessierten, die in jedem Jahr ihren Einladungen folgt, bestätigt den Vorstand rund um Dr. Lothar Haas in seinem Engagement, das sich auch durch großen Einfallsreichtum auszeichnet. An jedem ersten Junisamstag hatte der Dichterrosentag ein anderes Gesicht, folgte einem anderen Motto. Nun ist er zu einer festen Größe für Celler Literaturfreunde geworden.