Eurobiker Charity steuert in die zweite Runde für Pissotschyn (Ostukraine)


WIENHAUSEN | LESERBEITRAG
Ein verlängertes Wochenende in ständiger Bewegung liegt hinter dem Eurobiker Charity e. V. Grund diesmal eine Einladung der Gemeinde Rakoniewice zur KulTour im Posener Land mit Sightseeing, Ansprachen, intensiven Gesprächen in Polnisch, Litauisch, Ukrainisch und Deutsch oder ordentlich vermixt. Hintergrund der Teilnahme, die Möglichkeit zu nutzen, um persönlich mit Vertretern des Zivilschutzes aus Pissotschyn (Ostukraine) die Lage der Menschen vor Ort abzufragen, um zielgerichtet Hilfe zu organisieren. Artem (3. von links auf dem Bild vor der Lokomotive) arbeitet für den staatlichen Notdienst der Oblast Charkiw und Oleg (rechts im Bild vor der Lokomotive) ist der Vorsitzende des Gemeinderates von Pissotschyn.
Auch wenn so mancher Standpunkt anders beurteilt wird, der Humor ist konform und schweißt zusammen – in Teilen sogar der Musikgeschmack... gesichert nimmt der EBC mit, dass die Band Rammstein als europäisches Kulturgut ihren Stern im ‚Walk of Brain‘ gesichert hat ; )
In Jabłonna erlebte der EBC ein uriges Erntedankfest mit Pferden und Pferdestärken – unterwegs war alles, das Beine und Räder hatte. Zu sehen waren historische Motorräder als auch das Kultobjekt aus dem Hause Sachsenring Zwickau – der Trabant…das Symbol für politische Katastrophen als auch in Form von Karawanen gen Westen ein Symbol für Freude, Hoffnung und Freiheit. Wie passend.
Oleg, der Vorsitzende des Gemeinderates von Pissotschyn, erklärte, dass neben ständiger Alarmbereitschaft die Warteschlangen für die Verteilung von Grundnahrungsmitteln immer länger werden. Die Menschen sind über Nacht arbeitslos geworden, weil Unternehmen Aufträge verlieren beziehungsweise der Preise wegen nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können und pleitegehen.
Wer den Wirtschaftskreislauf verstanden hat, kann sich gut vorstellen, wie schnell die Versorgungssicherheit auch in einem Agrargebiet nicht mehr gegeben ist, wenn Lieferketten wegbrechen. Bauern können sich nicht mehr leisten, ihre Felder zu bewirtschaften und ihre Tiere versorgen, die Verkaufspreise sind im Keller…Wintervorräte sind Träumerei. Ein soziales Sicherungsnetz wie in Deutschland existiert dort nicht, würde in dem Fall auch nicht viel nützen, wenn die grundlegende Versorgung aus eigener Kraft zum Erliegen gekommen ist. Zurzeit ist die Versorgung mit Lebensmittelpaketen vor allem durch angrenzende Nachbarländer der EU sichergestellt. Doch auch hier zeichnet sich ab, dass die Spendenbereitschaft für die Lebensmittelhilfe der Profiteure am Energiemarkt wegen nachlassen wird und im Winter ganz ausbleibt.
Zusätzlich verbringen die Menschen in Pissotschyn die Nächte in Kellern, auch der Unterricht findet vorwiegend ‚Untertage‘ statt. Infrastrukturprojekte der Gemeinde können nicht fertiggestellt werden, geschweige denn die Umsetzung von Sport-, Spiel- und Kulturprojekten– entsprechend entmutigt ist die Stimmung zeitweise bei allen Beteiligten. Aktuell ist die Gemeindeverwaltung in Pissotschyn damit beschäftigt, zerschossene bzw. detonierte Fenster in den Wohnsiedlungen auszutauschen.
Die Verhältnisse vor Ort bleiben undurchsichtig – erst recht aus über 2000 km Entfernung. Drei Nächte in Polen wieder durchschlafen zu dürfen, war ein besonderes Privileg für die Viererdelegation aus Pissotschyn.
Eurobiker Charity e. V. macht sich natürlich nichts vor und weiß, dass die Menschen auch hierzulande massive existenzielle Sorgen und Missmut im Hinblick auf die Endlospokereien bei den Preisen etc. mit sich tragen und sich dem Ganzen hilflos ausgeliefert fühlen. Den Mitgliedern und Unterstützern geht es nicht anders. Der Krieg kennt keine Sieger, nur Profiteure. Diese Erfahrung sieht und erlebt der EBC immer wieder auf Tour in jeder Region, die zum Kriegsschauplatz gemacht wurde, selbst Jahrzehnte danach. Leider hat auch der EBC keinen ‚heißen‘ Draht zu diesen Profiteuren, um sie in die Pflicht zu nehmen - weder moralisch noch persönlich.
Der Zeitpunkt für einen Spendenaufruf könnte nicht unpassender sein. Die Eurobiker versuchen es dennoch, bündeln die Kräfte zum zweiten Mal und rufen die Leser auf, für die Sicherstellung der Versorgung vor Ort mit Nahrungsmitteln und medizinischer Notfallversorgung zu spenden. Für die Feuerwehrfrauen und –männer als auch die freiwilligen Helfer*innen in Pissotschyn ist außerdem die Beschaffung von Schuhwerk und Schutzkleidung angedacht.
Spendenkonto:
Ostsächsische Sparkasse Dresden
IBAN: DE98 8505 0300 3100 2032 15
BIC: OSDDDE81XXX
Verwendungszweck: Pissotschyn/Ukraine
Mit Hilfe den kommunalen Partnern in Flotwedel und in Rakoniewice (Polen) kann sichergestellt werden, dass die Spendengelder zweckbestimmt zur zivilen Hilfe verwendet werden und nicht im Korruptionssumpf untergehen. Die Spreu vom Weizen zu trennen, darin haben sich die Helfer der Gemeinde Rakoniewice bereits im März dieses Jahres während unserer ersten Hilfsaktion bewährt und sichergestellt, dass die Spendengüter vollständig bei der Feuerwehr in Pissotschyn zur Verteilung ankommen.
Text/Fotos: Daniela Weller