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Ein Jahr „dieBasis“ Celle: „Man drückt uns einen Stempel auf, der jede Diskussion erstickt“

Susanne Zaulick

(von links) Thage Jensen, Diana Heine, Michael Rolfs. Foto: Susanne Zaulick
(von links) Thage Jensen, Diana Heine, Michael Rolfs. Foto: Susanne Zaulick

HERMANNSBURG/CELLE. Im Februar 2021 wurde der Kreisverband Celle-Uelzen von der basisdemokratischen Partei, kurz „dieBasis“, gegründet. Auch auf Bundesebene ist die Partei noch jung – hier besteht sie seit Sommer 2020, gegründet von Kritikern der Corona-Maßnahmen. „DieBasis“ wird, zum Beispiel auf Wikipedia, als parteipolitischer „Arm“ der Querdenker-Bewegung bezeichnet und von vielen als Sammelbecken von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern angesehen. Vier „Säulen“ hat sich die Partei zu ihren Grundprinzipien gemacht: „Freiheit, Machtbegrenzung, Schwarmintelligenz und Achtsamkeit“.


Der Celler Thage Jensen ist seit Anfang 2021 Mitglied in „dieBasis“. Für den 41 Jahre alten Bau-Ingenieur steht die Kritik an der Impfpflicht und den Corona-Maßnahmen, vor allem aber der basisdemokratische Ansatz im Mittelpunkt. Ein individueller, medizinischer Eingriff darf nicht auf einer politischen Mehrheitsentscheidung beruhen, so seine Überzeugung. Und was die Corona-Maßnahmen in der so genannten Dritten Welt angerichtet hätten, auch darüber müsse geredet werden. 30 Millionen Menschen seien laut Zahlen der Welthungerhilfe zusätzlich gestorben, weil Lieferketten unterbrochen wurden. Dass er als Mitglied einer Partei gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in die „rechte Ecke“ gestellt wird, ärgert ihn. Er sieht sich eher als Sozial-Liberalen. Man drücke den Kritikern der Maßnahmen einen Stempel auf und ersticke damit jegliche Diskussion schon im Keim, so seine Erfahrung.


„Von Anfang an war es der Wunsch der Leute, die die Maßnahmen kritisiert haben, dass eine Diskussion geführt wird über das Für und Wider. Was bringen Masken, was bringen Lockdowns? Statt dessen sind die Menschen, die sich kritisch geäußert haben zu politischen Vorgaben sehr schnell in Ecken gestellt worden, wo sie nie hin wollten und wo sie auch nicht hingehören, klassischer Weise in Richtung Rechtsextremismus.


Ich war mein Leben lang ein Feind vom Nationalsozialismus, von allem Nazi-Gedankengut. Wenn man mir jetzt auf einmal sagt, ich wäre ein Nazi, dann ist das fernab jeder Realität. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich genau das Gegenteil davon bin. Und wenn ich als sowas bezeichnet werde, dann fühle ich mich persönlich im höchsten Maße beleidigt.


Und das geht den Allermeisten so. Man drückt uns einen Stempel auf, egal ob Schwurbler, Nazi, Antisemit, was auch immer. Damit wird jede Diskussion im Kern erstickt. Diese Diskussion ist aber, spätestens seit die Impfpflicht näher rückt, von so elementarer Bedeutung innerhalb der Gesellschaft, dass man das nicht einfach wegwischen kann. Alle Leute, die sich nicht impfen lassen wollen, haben für sich ihre guten Gründe….


Ich kenne Menschen, die haben Angst vor Corona, aber auch vor der Impfung. Die werden, weil sie sich nicht impfen lassen, stigmatisiert und unter Druck gesetzt. Das sind Sachen, die mir Sorge bereiten. Man darf unterschiedlicher Meinung sein. Aber die Diskussion ist in einem Rechtsstaat von elementarer Bedeutung. Und wenn die abgewürgt wird, dann fehlt ein Grundpfeiler in der Demokratie.


Was ich in der ‚Basis‘ gefunden habe: Dass es eben viele Meinungen, Standpunkte gibt, die völlig unterschiedlich sein können. Aber wir einen uns darin, dass wir die Basisdemokratie für sehr wichtig erachten. Das demokratische Grundprinzip besteht darin, dass die Entscheidungsgewalt über die Entwicklung einer Gesellschaft in der Bevölkerung liegt und nicht in irgendwelchen Vordenkern, die das runter geben an die Bevölkerung und sagen, wir haben eine tolle Idee, macht da mal bitte mit, sondern es muss genau andersrum gehen. Die Bevölkerung sagt, wir haben ein Interesse, wir haben einen Wunsch, wir haben Bedürfnisse, Kritik, und das geben wir hoch an die Leute, die entsprechend in den Entscheidungsebenen sitzen und das umsetzen. Und dann geht es in den Diskurs: Ist dieser Weg, den wir grade einschlagen richtig oder müssen wir noch eine Abzweigung nehmen um dann das zu erreichen, was die Gesellschaft als Ganzes will. Da finde ich, ist dieBasis in ihrer Grundkonstruktion einfach hervorragend aufgestellt. Und für mich die Traumpartei, die es eigentlich nie gegeben hat und die jetzt zum Glück seit Mitte 2020 da ist.“


Auch für Michael Rolfs aus Hermannsburg war die Entdeckung der neuen Partei ein befreiendes Erlebnis, wie er berichtet. Der 69-Jährige ist in der DDR aufgewachsen, hat in Rostock Elektrotechnik studiert und später als Ingenieur in Baden-Württemberg bei Daimler gearbeitet. „Ich hatte die Nase voll von Politik und war froh, frei und selbstbestimmt leben zu können“, sagt er. Als Corona kam, hätte er eigentlich ein friedliches Rentnerdasein in der Südheide führen können. Aber er wird schnell misstrauisch. „Ich habe sofort gewusst, irgendwie gefühlt, das geht nicht um eine Krankheit, es geht um was anderes“. Er informierte sich bei den „Klassikern“ der Maßnahmen-Gegner: Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, Dr. Bodo Schiffmann… Und stand bald relativ isoliert da im Familien- und Freundeskreis. Seine Frau halte zu ihm. Seine Geschwister wendeten sich ab, die Kinder wollten, das Thema Corona betreffend, nichts mehr von ihren Eltern wissen. „Wir schwammen in unserem eigenen Saft und hatten niemand, mit dem wir noch reden konnten“, erinnert sich der Hermannsburger.


„Dann war ich das erste Mal in meinem Leben auf einer Demo, in Berlin, im August. Und das war so befreiend. Tausende Menschen, ohne Maske, ohne Abstand. Das war wie ein Freudenfest. Und da habe ich gedacht, du musst doch auch in deiner Nähe solche Menschen finden...“ Die fand er – in der „Basis“, die seitdem wie eine „neue Familie“ für ihn und seine Frau ist. Politisch hält auch Michael Rolfs die basisdemokratische Idee für elementar. „Wir wollen nach dem Schweizer Vorbild auch Volksentscheide bei wichtigen Sachen, auch zum Beispiel bei Militäreinsätzen im Ausland.“


Ebenfalls aus Hermannsburg hat Diana Heine den Weg in dieBasis gefunden. Als Politikwissenschaftlerin, die im Krisen- und Konfliktmanagement im Consultingbereich arbeitet, habe sie „gesehen, was draußen los ist“, wie das Pro und Contra Maßnahmen und Impfpflicht Familien und Freundschaften durchziehe. Niemand sei davor gefeit. „Ich wollte mit meinem Background was Konstruktives machen“, sagt die 42-Jährige. Und mit Parteien habe sie sich ja sowieso schon immer beschäftigt. Vor vier Monaten ist sie Mitglied geworden. Anfang Februar wurde sie bereits – in einer Doppelspitze – zur Vorsitzenden des Landesverbandes gewählt.


Eines ihrer Hauptanliegen: Die Säule der Achtsamkeit. „Das fehlt uns grade in der Gesellschaft. Zwei Lager stehen sich gegenüber und ich habe das Bild von einem Tauziehen im Kopf. Mal hat die eine Seite gute Argumente, mal die andere. Die grundsätzliche Frage ist, wie kommt man aus dieser Spaltung wieder raus?“


Die „Basis“ müsse sich als junge Partei erst finden, sagt Diana Heine. Derzeit sei man dabei, ein Programm zu erarbeiten, denn „Corona ist nicht das einzige Thema“. Dann aber wolle man auch auf Entscheidungsträger zugehen, Menschen miteinander ins Gespräch bringen.


Das alles dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen. Denn eines der Charakteristika von „dieBasis“ ist das „systemische Konsensieren“. Abgestimmt wird nicht mit Ja oder Nein, sondern „in Widerständen“. Thage Jensen erklärt den Prozess so: „Man entscheidet über Abstufungen von 0 bis 10. Je höher man den Widerstand bei einem Thema festlegt, desto mehr ist man dagegen. Es gibt viele Sachen, wo man sagt, tendenziell finde ich das nicht gut, aber das ist für mich nicht von so hoher Priorität. Und dann gibt es Sachen, wo man eher dafür ist, aber auch mit gewissen Einschränkungen. Das kann man in Abstufungen feiner justieren. Wenn eine große Gruppe darüber entscheidet, gibt es am Ende Punkte, die für oder gegen etwas sind, aber es ist nicht einfach ja und nein.“


Der Kreisverband von „dieBasis“ Celle-Uelzen hat derzeit 104 Mitglieder. Den Vorsitz teilen sich in einer Doppelspitze Valerie Baudouin-Sander und Mario Mörchen. Neben regelmäßigen Stammtischen, hat der Verband vor zwei Wochen begonnen, samstags in Celle einen Autokorso gegen die Corona-Maßnahmen zu veranstalten. Weitere Infos gibt es über die Homepage.



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