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Klaus M. Frieling

Beginn mit Verzögerung: Erstaunliches über Franz Kafka in "Kunst & Bühne"

Den anderen Kafka vorgestellt: Dennis Scheck und Anne-Dore Krohn in „Kunst & Bühne“. (Foto: Frieling)

CELLE. Vergessen Sie alles, was Sie über den großen Schriftsteller Franz Kafka zu wissen glauben. Der vor 100 Jahren verstorbene Autor war nämlich gar nicht so schwermütig und trübsinnig, wie es uns einst im Schulunterricht oder in der Literaturgruppe vermittelt wurde. Das jedenfalls haben die Besucher der kurzweiligen „Kafka-Revue“ von Dennis Scheck und Anne-Dore Krohn in der Celler Kulturkneipe „Kunst & Bühne“ am Donnerstagabend erfahren. Wegen "kafkaesker" Erlebnisse der beiden Vortragenden begann die Veranstaltung mit Verspätung


Franz Kafka als "großer Lacher"


Zum nahenden Ausklang des Kafka-Jahres machte der TV-bekannte Literaturkritiker Scheck („Druckfrisch“) bereits zum fünften Male Station im gemütlichen „Kunst & Bühne“-Ambiente. In launiger Atmosphäre und im gemeinsamen Vortrag mit seiner Kollegin Krohn (Literaturressort des Rundfunks Berlin-Brandenburg) zeigte Scheck in Celle vor vollem Haus einige weniger bekannte Facetten des 1883 in Prag geborenen und vor 100 Jahren in Berlin verstorbenen Literatur-Schwergewichts auf. Er sei auch als großer Lacher bekannt, hatte Kafka immerhin mal an seine Verlobte Felice Bauer geschrieben. Er war promovierter Jurist und Prokurist einer Versicherung, großgewachsen, gutaussehend und kam sehr gut in der Damenwelt an, informierten die beiden Journalisten ihr Publikum – nix da mit gescheiterter Existenz des Schriftstellers.


"Kafkaeske" Erlebnisse bei der Bahnfahrt


Kafka – einer der meistgelesenen Autoren der neueren Literaturgeschichte. Und wohl auch einer der Unverstandensten. Bei seinem Namen denkt man doch an düstere Geschichten wie „Das Schloss“, „Der Prozess“ oder „Die Verwandlung“. Selbst ein negativ wertendes Adjektiv geht auf den Meistererzähler zurück: kafkaesk – was gern für Erfahrungen von diffuser Unsicherheit, Absurdität und Sinnlosigkeit verwendet wird. Ein derartiges Ausgeliefertsein an anonyme Mächte hatten die beiden Literaturkritiker am Donnerstag übrigens schon bei der hindernisreichen Anreise aus Stuttgart nach Celle erfahren: „Kafkaesk könnte man auch unsere Bahnfahrt nennen“, bilanzierten Dennis Scheck und Anne-Dore Krohn, als sie endlich im ehrenamtlich betriebenen „Kunst & Bühne“ angekommen waren. Das Publikum hatte die daraus resultierende halbstündige Verspätung gern auf sich genommen. Es wurde an diesem unterhaltsamen und informativen Abend nicht enttäuscht.

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