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Anke Schlicht

Anders Busfahren in Celle – Neues Mobilitätskonzept der Stadt


Fachbereichsleiter Thomas Faber (links) stellt dem Ortsrat Neuenhäusen das neue Mobilitätskonzept vor Foto: Anke Schlicht

CELLE. „Die Busse transportieren ja nur Luft!“ So nehmen manche Celler den Busverkehr in der Innenstadt vereinzelt wahr. Fachbereichsleiter Thomas Faber relativiert diesen Eindruck auf der jüngsten Ortsratssitzung Neuenhäusen, „nachmittags, zu Feierabend-Zeiten sind sie dann wieder sehr voll“. Fest steht allerdings, dass die Auslastung an den Linienenden der Außenbezirke wie beispielsweise Wietzenbruch sehr gering ist.


Dieses hat die Analyse eines externen Dienstleisters aus Berlin, den die Stadt mit einem neuen Mobilitätskonzept für die Innenstadt beauftragt hat, ergeben. „Insgesamt sind die Ausgangsbedingungen in Celle gut“, referierte Faber, 95 % der Stadtbevölkerung würden mit der derzeitigen Infrastruktur erreicht. Es gebe „starke Achsen“ und den Schlossplatz als zentralen Rendezvous-Punkt. Die Berliner haben Verkehrszählungen durchgeführt und stießen dabei auf das Problem in den äußeren Stadtteilen. „Die Busse fahren leer durch die Gegend“, bestätigte der Verantwortliche aus dem Neuen Rathaus die Wahrnehmung einzelner Celler für diese Bereiche.


Im Zuge der Daseinsvorsorge muss ein Grundliniennetz vorgehalten werden, eine Reduktion an den Rändern würde dem nicht zuwiderlaufen. Eine Alternative wäre die Abdeckung durch On-Demand-Verkehre. Dieses wäre ein Ergänzungsverkehr auf Kleinbusbasis mit ca. neun Plätzen. Der Kunde meldet seinen Bedarf über eine mobile App oder eine Telefonhotline 30 Min. vor der gewünschten Abfahrt an. Im Hintergrund berechnet ein Programm die Route. Für dieses neuartige Angebot bräuchte es eine neue Haltestellenstruktur, die Kosten belaufen sich für den Fahrgast auf den Grund-Tarif plus Komfortzuschlag. Eine feste Ankunftszeit kann nicht garantiert werden, gezahlt werde über die App oder auf einem anderen Weg, ein Mix aus On-Demand- und klassischem Linien-ÖPNV sei nicht möglich, also Umsteigen nicht vorgesehen. „Im direkten Vergleich ist On-Demand teurer als der klassische Verkehr. Es ist ein Zuschussgeschäft“, erläutert der Fachmann aus dem Neuen Rathaus.

Der externe Dienstleister hat drei Szenarien erarbeitet, die Stadt tendiere im Moment zur Variante „CelleBusPlus“, ein gestuftes System bestehend aus dem klassischen Linienverkehr und On-Demand. Sollte es eingeführt werden, dann sukzessive, eine dreijährige Evaluationszeit ist garantiert. Benötigt würden 13 Fahrzeuge. „Die Akzeptanz von On-Demand würden wir sehr genau beobachten“, betonte Thomas Faber.


Weitere Empfehlungen des beauftragten Büros sehen vor, große Arbeitgeber wie das Allgemeine Krankenhaus direkt anzusteuern, sowie die Verlegung der Regionalbuslinien vom Schlossplatz an den Neumarkt. Die Zentrierung vor dem Schloss sei dem Stadtbild nicht zuträglich. Am Neumarkt könnte man Parkplätze umwidmen und eine Busspur abtrennen bzw. neu anlegen. Weiterhin plädieren die Berliner Experten für die Abschaffung von Pkw-Parkplätzen in der Altstadt mit Ausnahme derjenigen für Schwerbehinderte.


Ein Fokus lag auf der ÖPNV-Situation am Bahnhof. „Menschen, die am Hauptbahnhof ankommen und ortsfremd sind, wissen überhaupt nicht, wo die Busse überhaupt starten“, skizzierte Faber das Problem. Aus externer Sicht können alle Innenstadtlinien den Bahnhof anfahren. Überlegt würde, ob der Busverkehr dort abgewickelt werden könnte, wo jetzt Platz für Individualverkehr sei, dieser würde ggf. komplett verbannt werden vom Bahnhofsvorplatz.

Aufgabenträger für den Bereich des ÖPNV ist der Landkreis, dieser muss den Verkehrsvertrag für die Zeit ab 2025 neu ausschreiben, im Vorfeld ist es erforderlich, dass der Nahverkehrsplan angepasst wird. „Ich stehe in Kontakt mit dem Landkreis“, sagte Thomas Faber. Doch zunächst ist die Politik gefragt, ihren Vertretern wird das neue Mobilitätskonzept im Laufe des Juni vorgestellt werden, damit sie eine richtungsweisende Entscheidung treffen kann.

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