CELLE. Am 25. Oktober 1972 weihte Celle seine erste #Fußgängerzone ein. Lange glaubten Stadtväter, damit zu den Vorreitern zu gehören, aber Vorläufer reichen bis in das Jahr 1927 zurück. Eine sogenannte "fahrverkehrsfreie #Einkaufsstraße" wurde die Limbecker Straße in Essen. Die 1967 eingerichtete Fußgängerzone in Oldenburg war die erste flächendeckende, also nicht auf einzelne Straßen beschränkte, Fußgängerzone Deutschlands. Nachdem München 1972 zu den Olympischen Sommerspielen kräftig umgestaltet hatte, zog auch Celle nach.
Fotos: cellegestern.de
In Celle plante man seit 1970 in Ratsgremien und der Stadtverwaltung, Teile des Innenstadtverkehrs autofrei zu erklären. Heute wie vor 50 Jahren regte sich Widerstand im Einzelhandel, damals organisiert im "Schlosskreis", wenn etwas verändert werden sollte - als Kompromiss fuhren bis in die 80er Jahre hinein die CeBus-Linien auch durch Post- und Zöllnerstraße. Zeitgleich zur ersten Fußgängerzone eröffnete nach acht Monaten Bauzeit das ehemalige "Warg"-Modehaus in der Poststraße 9 im Fachwerkstil (danach "New Yorker", heute leerstehend). Sukzessive wurden die verkehrsberuhigten Straßen verändert und die Bürgersteige eingeebnet. Als Fußgängerzonen zu Erfolgsstorys wurden, zogen andere Straßen nach, zunächst Westcellertorstraße und Großer Plan - letzterer immer noch mit Parkmöglichkeiten und Durchfahrtmöglichkeit für den Verkehr. 1987 wurde die Innenstadt in der heutigen Form grundsätzlich erschlossen.
Nach einer "Nacht- und Nebelaktion" des Rathauses, in der die letzten Bäume in der Stechbahn gefällt wurden, um eine "freie Sichtachse zum Schloss" zu ermöglichen, wurde auch hier der Verkehr eingeschränkt. Es folgten Experimente, z.B. die Schuhstraße mal zu schließen und dann wieder zu öffnen, aber ein schlüssiges Konzept als Antwort auf die Anforderungen der Innenstadt in der heutigen Zeit ist nicht erkennbar. Was vor 50 Jahren als Erfolgsstory begann, ist heute ein "Zustand mit ungewisser Zukunft". Zum Feiern ist daher offenbar niemandem zumute - der 25.10.2022 ist auch in der Innenstadt ein Kalendertag wie jeder andere.